Gaestebuch Roeingh: des RolfRoeingh Berlin 1941-1960


Gästebuch
des Berliner Verlegers Rolf Roeingh. Ca. 150 Bl., davon ca. 280 S. beschrieben oder illustriert. Mit 20 montierten Fotos und mehr als
230 Original-Zeichnungen und -Graphiken
in vielen Techniken
,
z. T. montiert, oftmals ganzseitig. Folio. Pergament-Band d. Z. (fleckig; 1 Rückenkante geplatzt) mit Filetenvergoldung und goldgepr. Aufdruck "Mein goldenes Buch" und "Rolf Roeingh". 1941-1960.
Phänomenales Gästebuch eines Berliner Verlegers und Schriftstellers, der nicht nur eine originelle, tatkräftige und beliebte Persönlichkeit war, sondern auch, wie die Presse schrieb, ein interessanter "Außenseiter" unter den Berliner Verlegern im Zeitraum 1913 bis ca. 1960. Roeingh, der äußerlich den Typ eines "Herrenreiters" verkörperte, stets ein Monokel im Auge, elegant gekleidet, schlank, hochgewachsen, strenges Gesicht, hatte drei Leidenschaften: Pferde, Graphik und Pariser Kultur. In seinem "Deutschen Archiv Verlag" erschienen schöne Pferdebücher und nach dem Zweiten Weltkrieg auch eine Reihe "Archivarion Kunst-Bibliothek" mit Graphiken moderner Künstler. Roeinghs großer Freundeskreis versammelte sich regelmäßig zu seinem Geburtstag am 11.11. und auch zu anderen Gelegenheiten vornehmlich im "Haus Cumberland" am Kurfürstendamm. Mehrere hübsche Zeichnungen und Fotos im vorliegenden Band zeigen die üppig gedeckten Festtafeln mit jeweils mindestens 30 Gästen, und das bereits im Jahr 1947! All diese Aktivitäten Roeinghs finden in überaus reichhaltiger Form ihren Niederschlag in seinem hier vorliegenden "Goldenen Buch". Während von 1941 bis zum Kriegsende schriftliche Beiträge meist von Freunden des Reitsports oder hohen Offizieren, Jagdfliegern und weniger politischen Personen wie dem Sportfunktionär Carl Diem vorherrschen (unter den vielen Grüßen und Glückwünschen kommt "Heil Hitler" nicht vor), steigt nach Kriegsende die Zahl der prominenten Künstler und ihrer Graphiken rapide an. So versammelten sich in 13 Jahren nach 1945 in Roeinghs "Goldenem Buch" mehr als
60 Federzeichnungen
(häufig koloriert oder ganzseitig), rund
120 Blei- und Farbstiftzeichnungen
(häufig koloriert oder ganzseitig), ca.
30 Aquarelle
und Gouachen, ferner Tuschzeichnungen, Holz- und Scherenschnitte sowie weitere graphische Techniken bis hin zu 4 kleinen Radierungen, insgesamt rund 230 originalgraphische Illustrationen. Zuerst versammelte Roeingh die Berliner Karikaturisten um sich, veranstaltete Ausstellungen und bereits am 8. Mai 1948 ein Karikaturistentreffen. Von Ihnen sind mit Zeichnungen oder zumindest Signaturen in dem Band vertreten: Ferdinand Barlog, Ole Jensen (5), Heinz Schmidt-Berg (10), Albert Schaefer-Ast (4), Hans Kossatz (8), Will Halle, Heide Luft (5), Peter Edel, Paul Rosié (6), Robinson, Karl Holtz und andere. Schon im April 1949 gab es auch eine Ausstellung "Berliner Künstlerinnen", und allmählich trafen sich mehr und mehr namhafte Künstler auf Roeinghs Festveranstaltungen, darunter Moritz Melzer (Briefe und ganzseitige Graphiken), Oskar Nerlinger, Walter Wellenstein (4), Fritz Koch-Gotha (ganzseit. Federzeichnung), Josef Hegenbarth (3), Hans Jaenisch, Hans Uhlmann, Werner Heldt (2), Heinz Trökes, Karl Hofer, Bernhard Heiliger, Gustav Seitz, Ottomar Starke (2), Hannah Höch (nur Namenszug), Marcus Behmer (4 kleine signierte Radierungen) und andere, fast alle mit mindestens 1 Graphik. Während anfangs zahlreiche Pferde-Darstellungen auffallen, wird später die markante Figur des Gastgebers in vielerlei Varianten porträtiert. - Andere Persönlichkeiten der Berliner Nachkriegs-Jahre sind weniger vertreten, aber es finden sich die Schauspieler René Deltgen und Werner Finck (mit Selbstkarikatur), der Dirigent Leopold Ludwig, die Theater-Schriftsteller Herbert Hohenemser und Friedrich Luft sowie die "Stachelschweine" Wolfgang Gruner, Jo Herbst und Inge Wolffberg unter den Gästen. - Buchblock gebrochen; 15 Blätter nach vertikalem Durchriss sorgfältig restauriert; etliche Blätter lose beiliegend. - Mit zusätzlich weit mehr als 700 Namens- und Textbeiträgen ein enorm reichhaltiges Zeugnis von Kunst und Gesellschaft der Insel- und "Front"-Stadt Berlin im ersten Jahrzehnt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.


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