Liebermann, Max: Baeuerin auf dem Feld


Liebermann, Max --
Bäuerin auf dem Feld
Öl auf Leinwand, auf Karton kaschiert. 1878.
33,3 x 25,6 cm.
Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert "M Liebermann" und datiert, verso von fremder Hand bezeichnet "Slg. Hugo Simon Berlin" sowie "R" (im Kreis), "5646/c", auf Klebeetiketten "Liebermann Nr. 672 / Studie" und "Liebermann Vo. 2023" (Fragment), zudem 2 Klebeetiketten von R. N. Ketterer, Stuttgart, dort bezeichnet bzw. numeriert "486" und mit zwei Zollstempeln, davon einer aus Paris.
Sie hält inne und stemmt resolut ihre linke Hand in die Hüfte, die inmitten der Wiese stehenden Frau mit ihrem dunklen Kopftuch und dem groben braunen Kleid. Auch wenn ihr Blick direkt zum Betrachter gerichtet ist, verwendet der Künstler keine besondere Aufmerksamkeit auf die Feinheiten des Gesichts. Vielmehr bleibt die Physiognomie ein wenig verschwommen, so dass die Bäuerin weniger als Individuum erscheint denn als Sinnbild für die Figur einer Landarbeiterin. Das hoch vor ihr aufragende oder aufgetürmte Gras der Weide reicht der Bäuerin bis an die Waden und verdeckt ganz den Rocksaum und die Füße. Im Hintergrund bückt sich eine weitere, locker ins Bild getüpfelte, in der Entfernung nur undeutlich auszumachende Bäuerin tief hinab ins Gras. Ebenso im Ungefähren bleibt die Szenerie an den Bildrändern, wo sich die Skizzenhaftigkeit der Darstellung in besonderem Maße zeigt.
Bereits 1873, unter den Studien zu Liebermanns Gemälde "Arbeiter im Rübenfeld" (Eberle 1876/1) finden sich Ölstudien von holländischen Bäuerinnen mit ganz ähnlich summarischer, lockerer Auffassung (vgl. z.B. Eberle 1873/10). In diesem Jahr bis 1878 zog Liebermann von Weimar nach Paris, wo ihn vor allem die Arbeiten von Millet richtungweisend und nachhaltig beeindruckten: "Unter dem Einfluss Millets demokratisiert Liebermann sich, bestimmt er sich zum Maler der Niedrigen, Enterbten, eines Sklaventums der Scholle, einer Knechtschaft der Arbeit, die ihm etwas Heiliges wurde." (Julius Elias 1911, zit. nach Eberle S. 14). 1878 kam Liebermann zurück nach Berlin, wo er einen Beinbruch erlitt. In Folge dessen reiste er zur Erholung nach Bad Gastein und nach Tirol. In Tirol entstehen vergleichbare Bilder wie die "Landarbeiterin/Bäuerin auf grünem Feld unter einem Baum sitzend" (Eberle 1878/4), deren Kopf ein ebensolches dunkles, im Nacken zusammengebundenes Tuch bedeckt wie unsere Bäuerin es trägt. Die vorliegende Studie wurde in keines der bekannten großen Gemälde übernommen, zeigt sich jedoch technisch wie auch motivisch charakteristisch für die Gruppe der im Sommer 1878, während seines Aufenthaltes in Tirol entstandenen Ölstudien von Bauern bei der Arbeit auf dem Feld, für die sich der Künstler Modelle sucht, die deutlich die Spuren der körperlichen Arbeit tragen.
Wir danken Dr. Margreet Nouwen, Berlin, für die Bestätigung der Authentizität des vorliegenden Gemäldes und die freundlichen Hinweise vom 20.10.2022.
Provenienz:
Sammlung Hugo Simon, Berlin (verso mit dessen handschriftlichem Besitzvermerk)
Stuttgarter Kunstkabinett R. N. Ketterer, Auktion 34, 20.11.1959, Lot 486 (mit dessen numerierten Klebeetiketten verso, dort betitelt "Holländische Bäuerin auf dem Feld")
Karl & Faber, München, Auktion 170, 29.11.1985, Lot 1017
Bassenge, Berlin Auktion 50, 09.12.1987, Lot 5792
Privatbesitz Berlin
November 2022 gütliche Einigung mit den Erben nach Hugo Simon über die Restitution
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